Worum geht es?

#energy4climate ist eine Kampagne im Rahmen der eidgenössischen Wahlen 2019. Sie wurde von den Wirtschaftsverbänden swisscleantech, AEE SUISSE und öbu ins Leben gerufen, die sich für eine klimataugliche Wirtschaft einsetzen. #energy4climate bietet denjenigen Kandidierenden eine Plattform, die sich für eine wirksame Energie- und Klimapolitik einsetzen wollen, um damit den Wirtschafts- und Innovationsstandort Schweiz zu stärken.

Kandidierende der eidgenössischen Wahlen 2019 können bei #energy4climate mitmachen, wenn sie die Ziele der Kampagne unterstützen. Mit dem Eintrag auf der Plattform geben sie das Wahlversprechen ab, sich im Rahmen der neuen Legislatur für eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik einzusetzen. Dies auf der Basis des Pariser Klimaabkommens, das die Schweiz 2017 ratifiziert hat, sowie der Energiestrategie 2050, welcher die Schweizer Bevölkerung 2017 zugestimmt hat.

Die Klimakrise ist zweifellos eine der grössten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Mit Innovationen und neuen Technologien kann die Wirtschaft zur Lösung beitragen. Die Schweiz ist prädestiniert dafür, hier eine tragende Rolle einzunehmen – im Inland und im Ausland. Die politischen Rahmenbedingungen entscheiden darüber, ob sich die Schweiz in diesem Zukunftsmarkt als Lösungsanbieterin positionieren wird. Oder ob sie die nötigen Lösungen bei anderen Ländern einkaufen muss. Letzteres ist mit bedeutend höheren Kosten verbunden. Eine innovative und weitblickende Energie- und Klimastrategie hilft der Schweizer Wirtschaft, zukunftsfähig zu werden, und stärkt den Werkplatz Schweiz.

Die Weltgemeinschaft hat 2015 die grossen Risiken des Klimawandels erkannt und mit dem Pariser Klimavertrag beschlossen, die globale Erwärmung deutlich unter 2 Grad, wenn möglich auf 1.5 Grad zu begrenzen. Die Schweiz hat dieses Abkommen ratifiziert. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Schweiz bis 2050 ihre Treibhausgase sukzessive soweit absenken, dass die wenigen verbleibenden Emissionen mit CO2-Speichern (z.B. neuer Wald oder technologische Lösungen) kompensiert werden können. Dies entspricht einem Netto-Null-Ziel. Ein solches Ziel ist visionär, realistisch und nötig:

  • Visionär, weil es hilft, die Schweiz enkeltauglich zu machen.
  • Realistisch, weil es schon heute sehr viele Lösungsansätze und innovative Technologien gibt, und weil ein linearer Absenkpfad für Planungs- und Investitionssicherheit sorgt.
  • Nötig, weil die Klimawissenschaft unmissverständlich ist und weil nur so volkswirtschaftliche Risiken und Kosten des Klimawandels reduziert werden können.

Die Revision des CO2-Gesetzes ist das zentrale Instrument, um die Weichen für eine wirksame und wirtschaftsfreundliche Klimapolitik bis 2030 zu stellen. Es ist wichtig und richtig, dass sich die Schweiz für Klimaschutz im Inland wie auch im Ausland engagiert. Massnahmen im Ausland können helfen, Schweizer Technologien zu fördern. Gleichzeitig braucht es für das Inland ein verbindliches Ziel, das eine lineare Reduktion der Treibhausgase von 2020 bis 2050 auf netto-null erlaubt.

Zur Erfüllung eines Paris-kompatiblen Absenkpfades ist ab 2020 eine CO2-Reduktion um jährlich 2.7% nötig. Dazu benötigt die Schweizer Volkswirtschaft verbindliche Rahmenbedingungen, Innovationsanreize und Investitionssicherheit. Damit können sich Schweizer Firmen mit neuen Technologien und Produkten an neuen, CO2-neutralen Märkten beteiligen. Und der Wirtschaftsstandort wird wesentlich gestärkt.

Daten: BAFU 2019

 

Natürliche Ressourcen und Allgemeingüter, z.B. saubere Luft, respektive deren Verschmutzung oder der Ausstoss von Treibhausgasen, brauchen einen Preis. Denn was nichts kostet, wird verschwendet. Produkte und Dienstleistungen, die alle Kosten tragen, die sie über ihren Lebenszyklus verursachen, sind langfristig gesehen auch volkswirtschaftlich die effizientesten (Stichwort Kostentransparenz und Internalisierung von externen Kosten). So hat sich beispielsweise im Gebäudebereich die CO2-Abgabe als kosteneffizient und effektiv bewährt. Lenkungsabgaben sind grundsätzlich auf allen CO2-Emissionen sinnvoll, z.B. auch im Strassen- und Flugverkehr, besonders wenn sie international koordiniert werden und den Staatshaushalt nicht belasten.

Gebäude sind für 26% der CO2-Emissionen der Schweiz verantwortlich. Werden sie energetisch optimiert, liefert das einen bedeutenden Beitrag zur Lösung der Klimakrise. Das Haus der Zukunft kombiniert Energieeffizienz (Dämmung und Automation) mit einer CO2-freien, erneuerbaren Wärmequelle. In Neubauten ist dies bereits Standard. Nachholbedarf besteht hingegen bei bestehenden Gebäuden, die meist weder energieeffizient, noch mit einer erneuerbaren Wärmelösung ausgestattet sind. Nur gerade 1% wird jährlich energetisch erneuert. Ziel ist es, diese Sanierungsrate auf 2 bis 3% zu steigern, damit der Gebäudepark bis spätestens 2050 keine CO2-Emissionen mehr ausstösst – eine grosse, aber lösbare Aufgabe, die zudem im Inland neue Arbeitsplätze schafft.

Daten gemäss BAFU 2019

Der Strassenverkehr ist mit einem Anteil von einem Drittel nach wie vor die grösste Emissionsquelle von CO2 in der Schweiz. Die Emissionen sind seit 1990 sogar gestiegen. Auch hier gilt es, bereits vorhandene Lösungsansätze voranzutreiben: Der Elektromotor ist der Antrieb der Zukunft. Im Individualverkehr werden Batterien die mobile Strombereitstellung dominieren, im Gütertransport wird es die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle sein. Nachhaltige Mobilität verlangt aber mehr als effiziente Fahrzeuge: Auch der Verkehr selbst muss klimafreundlich, kostendeckend und effizient organisiert werden (Stichwort Kostenwahrheit). Neue Technologien ermöglichen eine optimale Nutzung der Infrastruktur, neue Arbeitsmodelle sorgen für kürzere Wege.

Daten gemäss BAFU 2019

Dezentrale erneuerbare Energien sind die neuen Pfeiler der Energieproduktion. Schon heute ist erneuerbarer Strom (z.B. von Solaranlagen und Windturbinen) unschlagbar günstig. Zusammen mit der bestehenden Wasserkraft und einer klugen Importpraxis liefern sie die Basis für ein neue, nachhaltige Energieversorgung. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss durch richtig gesetzte Investitionsanreize im Strommarkt beschleunigt und engagiert vorangetrieben werden. Für eine optimale Nutzung der erneuerbaren Energien ist zudem die Weiterentwicklung von Speichermöglichkeiten und Stromnetzen zentral. Beides ermöglicht eine europaweite Verteilung der produzierten Energie. So bleibt die Stromversorgung auch in Zukunft gesichert.

Die Kreislaufwirtschaft schliesst Materialströme und trägt dazu bei, den Energie- und Ressourcenverbrauch deutlich zu senken. Neue Geschäftsmodelle bringen für Unternehmen substantielle Wettbewerbsvorteile: In Zukunft werden wir weniger Produkte und dafür mehr Dienstleistungen kaufen. Geräte oder Fahrzeuge bleiben im Eigentum des Herstellers, der so einen Anreiz hat, ein Produkt gezielt über den ganzen Lebenszyklus zu gestalten. Das Resultat: mehr Effizienz und bessere Servicequalität. Für die Schweiz ist der mit der Kreislaufwirtschaft verbundene Innovationsschub eine grosse Chance.

Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht eine bessere Steuerung und damit grosse Effizienzgewinne, zum Beispiel in der Gebäudetechnik und beim Verkehr. Vier Bereiche spielen dabei eine zentrale Rolle: Sensortechnik, Vernetzung, Datenverarbeitung und Datensicherheit. Die Dynamik in diesem Bereich ist gezielt zu nutzen.

Die Schweiz hat mit ihrem Finanzplatz einen grossen Klimahebel zur Hand – was Risiko und Chance zu gleich ist. So werden über den Schweizer Finanzsektor jährlich weltweit schätzungsweise CO2-Emissionen von 1000 Mio. Tonnen verursacht. Das sind rund 20 Mal so viele Emissionen, wie im Inland ausgestossen werden. Mit dem Finanzmarkt ist die Schweiz besonders exponiert und die Auswirkungen der Finanzströme können, wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, ein Systemrisiko für die gesamte Volkswirtschaft darstellen.

Die eidgenössische Volksinitiative für ein gesundes Klima (Gletscher-Initiative) fordert einen neuen Artikel in der Bundesverfassung. Dieser hält fest, dass die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen im Inland bis 2050 linear auf netto-null senken muss. Zwischenziele und Massnahmen müssen per Gesetz geregelt werden.

Am 28. August 2019 hat der Bundesrat beschlossen, dass die Schweiz "ab dem Jahr 2050 unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen soll" (netto-null). Der Bundesrat hat jedoch keine Zwischenziele definiert und will auch 2050 noch Auslandzertifikate zulassen

#energy4climate hat das gleiche 2050-Ziel wie die Gletscherinitiative und entspricht auch dem Langfristziel des Bundesrats die Treibhausgase bis 2050 auf netto-null zu senken, konkretisiert dieses Ziel aber für die laufende CO2-Gesetzesrevision. Die Totalrevision des CO2-Gesetzes wird die Schweizer Klimapolitik bis 2030 definieren.